Donnerstag, 2. Oktober 2008
denise VII
Ich erzählte niemandem von der Sache. Es war lächerlich das ich meinen Freunden sagte ich könnte unseren geplanten Silvestertrip nach Prag nicht durchziehen weil ich mich nicht gut fühlte. Die Wahrheit war das ich mich nicht gut fühlte weil ich mir vorstellte wie Denise mit ihrem Freund durch Paris zog. Das Foto das sie mir von ihm gezeigt hatte als wir in ihrem Bett lagen und durch ihre Fotoalben blätterten zeigte einen sanften, leicht debil grinsenden, blonden Spargeltarzan. Ich glaube er war Surfer. Und das traurige daran: Das ist kein Witz.
Irgendwann am Telefon hatte sie erwähnt das sie Silvester auch total für nicht so wichtig halten würde, überschätzt und so.
Erstaunlich, wie schnell man seine Meinung doch manchmal ändern kann, nicht wahr?

Lag ich wach, dann sah ich das Gesicht wie sie an diesem Abend ohne Ausdruck in den Augen an mir vorbeizog. Ich wünschte ich hätte irgendwo einen USB-Anschluss an mir wo man einen Fotodrucker anschliessen könnte, dann müsste ich mich nicht in sinnlose Versuche verstricken diesen Gesichtsausdruck von Denise beschreiben zu wollen. Wenn ich ein Foto davon hätte könnte ich mir das alles sparen, und weder sie selbst noch irgendjemand anders würde mich ernsthaft fragen können warum mich das alles noch so beschäftigt. Das Foto würde für sich sprechen, mehr als ein selbstgezeichnetes Bild von irgendeinem traumatisiertem Borderline Community Mitglied auf dem man abgetrennte Gliedmaßen und liebevoll gezeichnete, zuckende Beckenarterien bewundern kann.
Ich bekam wie erwartet keine Antwort auf meine mail (es wäre schon eine Form von running gag wenn ich jetzt hier schreiben würde das sie natürlich auch nicht an ihr Telefon ging) und so schrieb ich ihr wieder.

Weil sie nicht darauf reagierte oder reagieren wollte oder konnte oder keine Ahnung was auch immer sie getan hat in dieser Zeit und ich nicht das Gefühl hatte das sie noch einmal mit mir reden würde obwohl ich nichts falsches getan hatte, versuchte ich das zumindest noch vor ihren Eltern richtig zu stellen. Wie gesagt ich hatte nicht mit ihnen geredet an diesem Tag, ihr Vater hatte höchstwahrscheinlich seine eigenen Vorstellungen wer oder was ich bin und das hätte mich nicht weiter gestört. Aber das er automatisch dachte er wüsste was passiert ist zwischen mir und Denise, das hat mich für sie gestört. Keine Ahnung wie ich das beschreiben soll. Ausserdem hatte er nur diese Andeutung gemacht das es ihn gestört hatte das sie ihre Bekanntschaften mitbrachte wie es ihr passte, ich konnte nicht sagen ob er auch wusste das sie sich daneben verhielt oder das sie sich benutzen lässt (heute würde ich wohl einfach “selbstschädigend” verwenden um das Verhalten zu beschreiben). Nunja, eigentlich würde es doch reichen wenn ich mich dafür entschuldigen würde das ich unangemeldet und ohne weitere Vorstellung die Nacht im Zimmer seiner Tochter verbracht hätte. Oder? Alles andere wäre doch irgendwie...ich meine sie ist eine neunzehnjährige Frau, was sie tut und lässt ist ihre Sache, selbst wenn ich es weder gern sehe das sie sich verschenkt als wäre sie billiger Rotwein aus einem Tetra Pak und noch dazu nicht ertragen kann das solche Primaten die sie ihre Freunde nennt (ihre Definition von Freund würde sich wohl ziemlich mit meiner Definition von Freier überschneiden) sich offensichtlich an ihr bedienen dürfen als wäre Zehnfingerjahrmarkt und sie das einzige Pferd auf dem Karussell. Es ist ihr Problem.
Später suchte ich die eMail-Adresse ihres Vaters heraus, eigentlich hätte ich lieber mit ihrem Bruder gesprochen aber das war ihr ja ach so peinlich, dieser würde sie ja schliesslich “ein Leben lang dafür auslachen”, und selbst wenn das natürlich absoluter Bullshit war wollte ich sie nicht vor den Kopf stossen.
Ausserdem wäre das ja sozusagen ein “Unbeteiligter” gewesen, und da ich schon begriffen hatte das die Worte “peinlich” und “schämen” bei Denise sowas wie Ja und Amen waren, wollte ich darauf verzichten soetwas zu provozieren. Aber allein diese Äusserung von ihr dürfte wohl dazu beigetragen haben das ich nun endgültig Adieu sagte zu dem Bild das ich Anfangs von ihr hatte. Sie hatte mir in Bezug auf ihre Esstörung ja bereits von ihrer Wahrnehmungsstörung sich selbst gegenüber erzählt, und die Annahme das so ein nahestehendes Familienmitglied wie ihr Bruder auch nur im entferntesten irgendwie ablehnend auf sie reagieren könnte spricht leider auch nicht gerade für Denise' Realitätssinn. Was ich ihr im Prinzip aufgrund ihrer Borderline Persönlichkeitsstörung nicht vorwerfe, aber ab diesem Moment hatte ich das Gefühl das ich bei manchen Dingen besser Überblick über das wirkliche Geschehen hatte wie sie. Das sie mir das als Bevormundung ausgelegt und sich entmündigt gefühlt hat kann ich sehr gut nachvollziehen.

Jedenfalls schrieb ich ihr eine Nachricht in der ich ihr sagte sie sei zu weit gegangen und ich werde mich jetzt an ihren Vater wenden um noch zu erklären was passiert war, dann sagte ich noch das mir egal wäre was ihre Freunde über mich denken würden nachdem ich diesen meine Meinung sagen würde (jedoch behielt ich dann doch alles für mich. Ich wusste nicht wer von ihren Problemen wusste und deshalb verbot es sich da auch noch Staub aufzuwirbeln und jemanden anzuschreiben).
Antwort:

09.01. um 14:00 Uhr Re: Montag

ich hoffe sehr du hast es nicht gemacht. ich hatte die ganze zeit kein internet und hab jetzt erst das gelesen. es ist mir egal was du denkst. ich bin kein stück besser als meine freunde.

nochmal damit dus kapierst: lass mich in ruhe!!!


Als ich sie anrufen wollte reagierte sie nicht darauf, ich probierte es nach ein paar Tagen nochmal aber sie ging nicht an ihr Telefon. Also schrieb ich ihren Vater an um zu sehen ob dieser überhaupt auf mich reagieren würde. Als ich ihr dann meine ehrliche Meinung zu allem in einer langen Nachricht schrieb (unter anderem wie ich die Situation sehe, das ich ihr helfen will und ich verstehe das sie das nicht möchte und das es mir deshalb wirklich schlecht ginge) und auch noch um ein letztes Treffen bat, bekam ich zumindest noch eine Antwort


14.01. um 20:54 Uhr Re: [kein Betreff]

ich hab verdammt nochmal nicht darum gebeten!
ich wünschte ich könnte sagen es tut mir leid, aber es tuts nciht. du hast es verstanden! ich bin mir zwar nicht total egal aber ich habe einfach keinen anstand, moral, charakter etc, also alles was man bräuchte um sich scheiße zu fühlen wenn man scheiße gebaut hat.

ich bin dieses we nicht da. das müssen wir auf wann anders verschieben wenn du mal wieder in jena bist, ok?

ich hoffe dir gehts wieder besser!

Denise.



Mir ging es nicht besser. Ich war immer noch nicht richtig wieder angekommen seit dem Tag als ich neben ihr aufgewacht war.
Der Wunsch nocheinmal an dem Tag in ihrem Zimmer zu liegen und in der Stille darauf zu warten das sie aufwachen würde.
Wundersamerweise wird es um mich herum immer ganz still wenn ich daran denke. Das war wohl das letzte Mal das nicht alles nur zum kotzen war.

Nach ein oder zwei Tagen bekam ich Antwort von ihrem Vater.



Sehr geehrter Herr A

(...) dass meine Tochter im Augenblick durchaus Probleme hat.

(...),

aber da Denise offensichtlich selbst Probleme hat sich klare Grenzen
zu setzen bin ich am 23. recht impulsiv eingeschritten. Ich will Ihnen und
meiner Tochter gerne glauben, dass alles völlig unproblematisch war.
Wie ich an diesem Tag andeutete liegt das Problem vor allem darin,
dass andere es durchaus als Anzeichen eines lockeren Lebenswandels sehen, wenn ständig neue männliche Begleiter das Zimmer teilen.
Hier muss man, selbst wenn es altmodisch und unbeholfen klingt, wenigstens dafür sorgen, dass das Zimmer nicht geteilt wird.
Denise verhält sich hier völlig naiv. Ein völlig ruinierter Ruf ist nicht wieder zu kitten. Ich habe das meiner Tochter gesagt, sie hat es akzeptiert. Für mich ist damit erst einmal die Sache aus der Welt. Entschuldigen Sie, dass es
ausgerechnet Sie hart getroffen hat und dass ich Sie nicht einmal angehört habe. Hier liegt natürlich die Hauptverantwortung bei meiner Tochter, aber ein entsprechendes Fingerspitzengefühl müssen auch Sie aufbringen. Und wenn Sie sich unwohl gefühlt haben, dann hätten Sie auf einem getrennten Zimmer bestehen müssen.

Wie gesagt, für mich ist die Angelegenheit vom Tisch, ich bin weder
nachtragend noch perfekt und unser Haus steht Ihnen auch weiterhin für
Besuche offen.

Alles Gute für das neue Jahr,
...




Nun, wie schön das sich alle lieb haben. Verstehen tue ich nur nicht warum Denise dann ein Problem hatte mit mir zu reden. Und ich verstehe nicht wo das Wort “unwohl” hergekommen sein könnte. Wie ich das genau formuliert habe an dem Abend oder an dem Morgen oder vielleicht auch nocheinmal danach kann ich wirklich nicht mehr sagen, aber “unwohl” habe ich bestimmt nicht benutzt. Ich habe ihr gesagt das ich wenn ich Vater wäre nicht besonders begeistert wäre wenn ich morgens mit einem Wildfremden reden müsste der die Nacht im Zimmer meiner Tochter verbracht hat. Was sie daraus gemacht hat werde ich vermutlich nie erfahren, ehrlich gesagt glaube ich nicht das überhaupt ein Wort von Denise gesagt wurde. Ihre Eltern hat sie oft genug so dargestellt das für mich recht eindeutig war das sie nichts von ihnen hält, um nicht zu sagen das sie ihre Eltern verachtet.
Das ist vielleicht nicht fair ihr das vorzuwerfen, aber ich glaube sie hat wie sie das ja so schön formuliert hat ihre Probleme und ihr Verhalten auf mich projeziert und dann einfach mit mir ihre Probleme weggeworfen. Deshalb fühle ich mich auch weggeworfen und von ihr angeschissen. Ich bin nicht ihr Problem gewesen, sondern habe sie nur auf ihre hingewiesen und sie kennt keinen anderen Weg damit umzugehen als Menschen die ihr sagen sie macht Fehler mit Verachtung und Abscheu zu begegnen und diese dann abzuwerten und zu entsorgen wie einen Teebeutel. Als ich ihr zu verstehen gab das ich finde ihre Freunde sind der letzte Husten, als ich ihr offen sagte das mich störte das ich erst selbst sehen musste was sie sich antat und sie scheinbar von mir erwartet hat ich würde das ohne Kommentar so hinnehmen und wohl gedacht hat mir würde das nichts ausmachen, da muss sie wohl dazu übergegangen sein und hat mich für ihr Verhalten “verantwortlich” gemacht . Das erklärt dann auch warum man sich einen Freundeskreis aufbaut in dem man vergeblich nach ein bisschen Rückgrat sucht. Wenn man nicht auf seine eigenen Fehler hingewiesen werden möchte, braucht man nichts weiter tun als eine beachtliche Ansammlung hohler Schleimbeutel um sich zu scharen. Karaoke statt Erkenntnis.

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denise VI
Als ich an dem Tag wieder vorm PC sitze tippe ich ein paar Zeilen an Denise, rechne aber nicht damit das sie darauf antwortet.
Einen Tag später (ja richtig, es ist Heiligabend) rufe ich sie bei ihren Eltern an. Sie legt nach ein paar Sätzen genervt mit den Worten “ich habe jetzt keine Zeit” auf. Das hatte sie noch nie getan. Ich fühle mich schon beschissen genug, aber jetzt wächst meine Angst das sie evt. wegen mir wirklich Ärger bekommen hat. Nichts zu sagen, so wie sie es getan hat, hat leider etwas sehr beunruhigendes. Erstrecht wenn man kurz zuvor feststellen musste das diese Person sich selbst etwas antut oder sich zumindestens ihres seelischen Drucks durch Selbstverletzungen entledigt.
Es ist zwecklos das alles auf die Reihe bekommen zu wollen, vor meinem Auge tanzen die Rasierklingen, ich erinnere mich daran wie mir Denise erzählte das einige ihrer Freundinnen von ihren Problemen wüssten. Leider haben wir keine gemeinsamen Freunde bei denen ich mich aussprechen könnte, das ist einer der Nachteile wenn man Menschen im Internet kennenlernt.
Was kann ich tun? Garnichts. Das ist eine Familienangelegenheit. Genauso wenig würde ich es wollen wenn sich jemand bei mir so einmischen würde.
Als ich an diesem Weihnachtsabend in den Zug steige um zu ihr zu fahren bin ich mir noch nicht ganz sicher was ich wem sagen möchte,
einzig und allein das Gefühl noch etwas sagen zu müssen was ich am Tag zuvor nicht tun konnte, treibt mich. Den letzten Zug erwische ich zusammen mit ein paar Japanern, die sich gegenseitig im Zug fotografieren und lachen. Die Deutsche Bahn verbreitet an Heiligabend den Charme eines verlassenen Goldgräberfriedhofs.
Ich steige aus und blicke auf die Uhr um nachzurechnen vor wieviel Stunden ich zuletzt hier war. Es liegt nicht wirklich Schnee, es ist nicht wirklich kalt, ich hab nicht wirklich Ahnung was ich hier soll.
Ich gehe den selben Weg zurück den ich am Tag zuvor entlang ging.
Als ich oberhalb der verfallenen Stufen stehe fängt es an in der Magengegend zu drücken. Ich versuche an etwas angenehmes zu denken. Die Stille in ihrem Zimmer und wie die Sonnenstrahlen das Chaos auf ihrem Fussboden beleuchtet haben während sie noch schlief.
Ich stehe vor ihrem Haus und klingel, ihr Bruder öffnet.

Spätestens jetzt müsste ich sagen was ich will oder zumindest von wem.

“Ist deine Schwester da?” “Jaaa.” Als ich mich vom Tor durch den kleinen Vorgarten zu ihrer Haustür bewege steht sie schon im Türrahmen. Einen Gesichtsausdruck den ich ihr nicht zugetraut hatte, Abscheu und Scham. “Eyy, Mann. Wir ESSEN!”
Ja vielen Dank, ich brauche unbedingt noch eine Erinnerung daran was die Menschen so an Heiligabend tun Denise. Ich bin schliesslich nicht von der Erde. “Ich kann heute nicht mit dir weggehen.” “Deswegen bin ich ganz bestimmt nicht hier. Ich wollte mit dir reden.” Denise steht mit verschränkten Armen vor mir und schaut an mir vorbei, sie sieht einfach nur aus als wäre ich ein Störfaktor und für sie nicht zu ertragen. “Redest du mit mir, Denise?”
Sie blickt schweigend ohne Reaktion durch den Garten, ich versuche ihr in die Augen zu sehen, aber sie lässt es nicht zu. “Okay dann geh wieder rein bevor du frierst.” Sie drängt sich an mir vorbei ins Haus und zieht die Tür hinter sich zu. Ganze 90 Sekunden war ich ihr wert. Vielleicht
sollte ich nochmal darüber nachdenken, was ich hier genau wollte. Ich drehe mich um und schleppe den Stich im Magen wieder den Hügel herunter. Denise, was sollte das?
Am nächsten Morgen wache ich mit einem dicken Kopf auf. Was sollte das? Was habe ich dir getan?
Ich setze mich vor den Rechner, rufe sie gleichzeitig an. Eine Freundin von ihr geht ran. “Ja Hallo? Ist Denise da?” “Nein, sie hat ihr Handy hier vergessen.” Ich versuche noch herauszubekommen mit wem ich rede, erkenne aber schon die Stimme, es ist die Freundin mit der ich mich zumindest einmal kurz in der Küche während des Karaoke unterhalten habe. Ich glaube das ich sie noch gefragt habe ob alles okay sei bei Denise, aber die Antwort von ihr hat so einen Unterton als ob ich wissen sollte das mich das nichts mehr angeht. Da ich nicht behaupten kann das wir uns besonders sympathisch waren kann ich genauso gut auch versuchen mit einer Seekuh über Basketball zu reden, also lasse ich es.
Gegen Mittag sitze ich also wieder vor dem PC.


Date="25.12.2007" Time="12:32:24"

"Ass Sdänss" "Dönüs"


>können wir reden ?<
>Denise ich habe schlecht geschlafen und habe einen dicken Kopf, ich habe gar keine Lust auf das MSN Spielchen aber ich muss mit dir reden<
>und wenn du ehrlich bist dann weisst du das ich nichts falsch gemacht habe und dir gegenüber absolut respektvoll war, also erwarte ich das auch von dir<
>jaja ich weiß.<
>mein problem ist nur<
>Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.
borderline+<
>ich will dir helfen und kann nichts für dich tun<
>ich will nicht dass du mir hilfst lass mich einfach in ruhe<
>ich habe keine Ahnung was Magenkrebs auslöst aber gestern abend habe ich das erste mal wegen der Sache gekotzt<
>das ist nicht gerecht ich weiß<
>ich werde mit deinen Eltern reden<
>man<
>nein bitte bitet nicht<
>mein vater hat sich wieder ingekriegt alle s in ordnung und er weiß dass du nichts falsch gemacht hast<
>ich will einfach nix mehr von dir hören oder mit dir zu tun haben. tut mir leid. aber ich kann nciht. ich will nicht<
>bitte ruf mich nicht mehr an<
>und schreib mir nix<
>merh<
>lass mich in ruhe<
>ich meins ernst-<
>ich hasse mich, bin ein keline<
>kleines kind<
>projezier meinen hass auf andere<
>ok?<
>lass es einfach<
>ich lass dich in Ruhe und werde mit deinem Bruder reden (Vorschlag)<
>NEIN<
>ICH MÖCHTE NICHT DASS DU IN IRGENDEINER WEISE KONTAKT ZU MEINER FAMILIE HAST!<
>schreib meinen freunden nicht. schreib meiner familie nciht. schreib mir nciht. und ruf mich und sie nicht an!!!!<
>Denise hör bitte was ich dir sage, ok ?<
>bereit ?<
>ja<

(...)

>ich finde du bist aussergewöhnlich<
>in jeder Hinsicht, ich mochte den Abend sehr und würde ihn jederzeit wiederholen<
>aber mir ist klar das du das nicht willst und das respektiere ich<
>aber ich sehe nicht dabei zu was du dir antust<
>also sag mir bitte was ich tun kann ohne jemanden aus deiner Familie zu kontaktieren, (deinen Freunden habe ich noch nie eine Nachricht geschrieben)<
>mann... ich komms alleine echt gut klar! du kannst nichts für mich tun! mir gehts absolut prima!! schlag dir das aus dem kopf.. ich möchte nicht dass sich irgendjemand sorgen macht. hör damit auf! ich tu mir gar nix an ich bin su per glücklich. <
>du<
>ich bin extrem impulisiv und wankemütig<
>du kannst dich bei mir auf absolut NIX verlassen<
>du darfst mir niemals trauen<
>also tu dir nen gefallen und lass mich nen paar tage alleine. vll hab ich mich dann ja wieder eingekriegt<
>ich wollte gerade vorschlagen das ich dich alleine lasse<
>ich möchte das dein freund sich um dich kümmert, und zwar meine ich KÜMMERN<
>?<
>mein freund?<
>ich denke du wolltest mit deinem Ex Freund und seiner Familie nach Paris ?<
>tja. dazu muss er erst noch ein paar jahre älter werden um so was zu kapieren. <
>mir gehts prima<
>lass uns in ner woche oder so wieder reden<
>undRUF um gottes willen nicht an!<
>ich raste aus, wirklich<
>ich werde nichts tun wenn du dich bei mir meldest. Wann ?<
>(festes datum, feste Uhrzeit)<
>au mann<
>vergiss es<
>ich kann dir jetzt irgendnen scheiß datum mit uhrzeit sagen<
>aber ich vergesse so etwas einfach immer<
>ich hab gedächtnis wie sieb<
>und merke mir nix<
>will mir nix merken<
>das bringt wirklich nix<
>wie soll ichs also machen ?<
>in der einen sekunde will ich dich anrufen und in der nächsten ist es das letzte was ich tun will<
>warte einfach ob ich dir schreibe<
>du ich kann nix versprechen<
>du hast bis zum 29. Zeit ist das ok?<
>ich versetze meine besten freunde und habe kein problem damit. <
>wenn du meinst<
>man verstehst du nciht?<
>ich bin mir selbst ziemlich egal<
>andere gehen mir am arsch vorbei<
>ich hasse jeden der emotional in irgendeiner weise bei mir punkten könnten<
>ich will einfach nciht verletzt werden<
> vergiss es doch einfach<

(...)

>Denise was ich möchte ist das du nicht verletzt wirst<
>davon aus werden wir jetzt arbeiten<
>au mann was willst du denn?<
>das kann doch nicht deine ernst sein<
>ich tue nichts, gar NICHTS, bis zum 29.<
>du willst mein therapeut sein<
>???<
>nein danke<
>wenn du hier anrufst zu hause raste ich aus<
>wenn du unangemeldet vor meiner tür stehst raste ich aus<
>ich werde nichts davon tun<
>du ich hab dich beleidigt, mich aufs
äußerste unschmackbar gemacht- bist du sadist? was hast du denn davon?<
>unschmackbar?<
>ich bin nicht dein Therapeut und ich hab mich nicht darum gerissen von dir mit Anlauf in die Eier getreten zu werden<
>ich bin nciht da damit du dich irgendwie besser fühlst! ich bin doch kein bescheuertes spiel!<
>mach ich gerne wieder<
>aber ich werds tun und dir beweisen das ich dir helfen kann wenn du willst (DU willst nicht, aber wie schon von dir <
>gesagt...du bist sehr wankelmütig)<
>ich will nciht? du die leute in ROSENECK haben echt gut erfahrung. und ich war ganz schön lange da, drei monate. und DIE konnten mir nicht helfen. ich bin einfach bescheuert! ich will nciht so sein, aber ich kann nix dagegen tun!!!! wie anmaßend und naiv von dir zu glauben du könntest mir helfen<
>ich bin vielleicht bescheuert das ich ner Bescheuerten helfen will...man das macht ja echt keinen Sinn<
>ich geh jetzt kochen zu meiner familie. ich empfehle dir bei astrotv zu arbeiten, da labern die auch immer so was plump niveauloses. lass mich in ruhe. ich versuch mich am 29. zu melden. ncimms bitte all es nicht persönlich was ich dir gerade gesagt hab. ich bin einfach wütend<
>frohe weihnachten<
>am 30. bekommt dein Bruder diese Nachricht<
-Dokument gesendet-
>leck mich doch am arsc<
>BITTE<
>NICHT<
>man is das peinlich<
>was meinst du was mein bruder dann sagen wird<
>der wird mich für den rest meines lebens dafür auslachen<
>das ist die reinste schickane von dir!<
>wenn du das machst<
>ich meine ich schicke sie wenn du dich nicht am 29. meldest, ich habe nur nicht ganz klar vor Augen wie du das schaffen willst<
>damit hilfst du mir ja ungemein<
>leck mich doch<
>da komme ich erst aus paris zurück<
>was ist wenn ich erst nachts komme?<
>LASS ES EINFACH<
>wenn du das machst red ich ab sofort kein wort mehr mit dir. <
>schminks dir ab+++<
>und ERPRESS mich verdammt nochmal nicht<
>LASS<
>mich<
>ich muss jetzt von dem computer aus für meinen großvater nach griechenland telephonieren<
>machs gut.<
>hab schöne weihnachtne.<
>und ich meins ernst<
>wenn du meinem bruder oder irgendeinem aus meiner familie das schreibst <
>reiß ich dir den kopf ab<
>du hast mich ncoh nicht wütend erlebt<
>ich will etwas von dir hören, ruf mich am 29. an, wenn du es nicht schaffst schick nemail<
>f dich<
>f dich f dich f dich<
>ich sag dir<
>aber lass mich nicht wieder der sein der hier schreiben muss<
>ich warte bis zum 31. wenn dann irgendwer aus meiner familie irgendwas bekommen hat<
>siehst du mich nie wieder<
>rede ich nie wieder mit dir<
>das ist die höchste peinlichkeit die du mir liefern kannst<
>das machen nicht mal meine besten freunde, warum verdammt nochmal sollte ich mir von dir helfen lassen???????<
>das macht so etwas von keinen sinn<
>das ist sooooo etwas von bescheuert!<
>ich seh nicht was uns das jetzt noch bringt hier, der 29.<
>meine Telefonnummer ist )$§!?/§&/§$<
>ich wünsche dir viel Spass bei deiner Familie<
>und ich seh nicht ein woher DU dir das scheiss recht nimmst und mcih versuchst zu erpressen und mir deine hilfe aufzuzwingen<
>man wie willst du mir denn helfen?<
>das ist so etwas von bescheuert<
>du hast doch überhaupt keine ahnung von mir<
>wenn du irgendwie weiter mit mir kontakt hast <
>wird das so ablaufen<
>ich werde dich mögen. und ich werd dich hassen. und das kann sich sekundenweise abwechseln<
>du wirst total oft vvon mir enttäuscht sein<
>wein auf mir ABSOLUT KEIN verlass ist<
>du wirst immer nur wütend sein, dass ich mich nciht melde<
>dass ich dich versetze<
>dass ich nichts einhalte<
>bitte kauf dir nen scheiß buch über borderline<
>da kannst du alles nachlesen<
>glaub mir <
>KEIN MENSCH <
>will mit so einer person wie mir was zu tun haben<
>ich bin garstig ohne ende<
>mein vater hat recht<
>wenn mein exfreund wüsste was ich all es gemacht habte, wie ich wirklcih bin<
>der würde mich nur noch bespucken#<
>UND DU WILLST NIX MIT MIR ZU TUN HABEN#<
>ich bin einfach nur arschloch#<
>leck mich doch<
>ich hoffe das liest du noch<
>ich glaube du weisst wie du dich fühlst wenn du so über dich selbst redest<

(...)

>DAS IST EINFACH DIE SCHEISS WAHRHEIT<
>nämlich nicht gut, und das zu ändern ist der erste Schritt<
>leck mcih<
>hast du einen Therapeuten ?<
>nein<
>aber der hätte das selbe gesagt<
>und ich WEISS was die therapeuten immer sagen<
>und ich weiß auch immer was du denkst wenn ich dir irgendwas schreibe<
>ich durchschau mich prima <
>theorethisch weiß ich was ich machen muss<
>ICH KANNS NCIHT<
>du kannst mir mit nix die augen öffne<
>n<
>aber da muss ich sagen da wär ich echt mal gespannt<
>versuch mir in irgendeinem punkt<
>was neues zu offenbaren<
>mich laaaangweilt dieser ganze scheiß therapie kram. ich wär nen besserer therapeut als es alle sind.<
>narzissmus<
>ich leide an meiner Patientin, sie glaubt sie sollte auf dem Sessel sitzen...<

(...)

>die Rasierklinge in der kleinen Schale mit den Haarklammern...als ob das bei Barbie auch so auf dem Nachttisch aussieht....grausam<
>Denise ?<
>ich werde nichts tun wenn du dich an diese ABMACHUNG hältst... der 29.12.2007 du rufst mich an<
>nochetwas zu sagen ? nein ?
>ich will niemanden aus deiner Familie damit kontaktieren, das ist mein Ernst...aber Hilfe brauchst du, bitte<
>du bist sooooo anmaßend. warum glaubst du ich brauch hilfe von dir? weil du gesehen hast dass ich ein paar narben hab?<
>was ist da das problem?<
>ICH SCHNÄME mich für diese narben<
>ich will nicht dass die irgendjemand sieht<
es tut mir leid das du sie gesehen hast<
>das will ich nciht<
>es ist einfach nur peinlich dass ich das mache. das ist einfach nur peinlich<
>und da gibts <
>nix<
>wie man helfen kann. WEIL jeder der so was bescheuertes macht einfach nur peinlich ist<
>das ist einfach nur peinlich<
>und nix<
>vergiss es doch einfach<
>du machst mich so etwas von wütend!!!<
>nein, wirklich ein ganz eindeutiges nein<
>kennst du diese ganzen emo kinder?<
>haha<
>jaja<
>emo <
>ich weinen<
>haha<
>niemals vergesse ich das<
>i love ritzen sag ich dazu nur<
>ich hasse emos <
>ach was solls<
>ich hab eine bitte. und zwar dass du a le s was ich dir sage, auch verinnerlichst<
>ich wünsche mir dass du der selben meinung bist wie ich<
>und ich sage dir<
>sich selbstverletzen ist einfach nur peinlich. ich lache jeden aus der das macht. ich finds so etwas von bescheuert und infantil ich könnte stunden jemanden erniedrigen und auslachen der so was macht+<
>das kannn doch echt nicht dein ernst sein, dass du jemandem helfen willst der<
>keine hilfe will<
>keine hilfe braucht<
>dem du nicht helfen kannst<
>wenn dich eine person bittet<
>mal gaaaaanz logisch gedachgt<
>dass du SIE in ruhe lässt!!!<
>logisch, Denise?<
>dann lässt man diese person auch in ruhe#<
>bist du logisch ?<
>DU bist genau so egoistisch wie alle menschen<
>alle sind egoistisc<
>und DESWEGEN ist es absolut UNLOGISCH dass du jemanden nicht in ruhe lässt der deine hilfe nciht willl<
>ich bin so etwas von lo<
>gish<
>!<
>ich hab mir noch nie was angetan. ich leb nur risikofreudig<
>so war es bisher<
>und ich lebe und mir geht es gut<
>lache und die welt lacht mit dir weine und du weinst allein<
>das ist der beste satz den ich jeh gehört hab<
>irgendwann wirst du dich dermassen von dir entfremdet haben das du nicht einmal Schmerzen spürst...<
>du NIMMST hier irgendwas aus total undurchsichtigen gründen viel zu ernst<
>hahaa<
>jaja<
>weißt du<
>vielleicht ist das Besse <
>r <
>...und dann machst nen Brückenhüpfer<
>aber ich schau nicht dabei zu <
>als den ganzen verfickten tag schmerzen zu spüren<
>was hast du denn für ne ahnung davon<
>ich sag dir<
>ich nehm echt gerne die seroquel<
>damit kann ich mich den gqanzen tag wegschießen um den gtag nicht ertragen zu müssen<

(...)

>du hast keine keine ahnugn wie ich mich fühl<
>e<
>woher nimmst du das recht zu behau pten dass nix mehr spüren schlecht wär<
>du bist nciht in meinem kopf<
>du bist nicht in meinem körper<
>woher willst du nciht wissen dass nix spüren einfach mal der himmel auf erden ist?<
>nix mehr spüren ?<
>wenn sich person arsch das leben nimmt<
>wen interessiert<
>es?<
>du kapierst überhau pt nix<
>?<
>du entmündigst mich total<
>wenn du jetzt hier wärst und mcih jetzt erleben würdest<
>es ist echt ein jammer<
>du bist echt sadist<
>am liebsten hätte ich dich gestern zur Seite gestossen wär ins Haus gerannt und hätte deine Eltern und deinem Bruder auf die Tischplatte gesch... damit sie endlich aufwachen<
>klakdsföaljdflksjf+<
>sehr gute idee<
>du<
>die machens richtig<
>mich kann man nicht ernst nehem<
>und das ist das beste wie man mich behandeln kann. weil ich nur scheiße denke und scheiße fühle und scheiße mache. Also<
>DIE machens richtig<
>das was du gerade machst ist total hyperdramatisch und affig<
>mir geht es gut<
>ja ich bin affig<

(...)

>wir können hier endlos debattieren...es bringt nichts, das habe ich jetzt eingesehen und du hattest Recht , Denise ... aber du hast nicht das Recht jemanden wie mich der auf dich zukommen will zu verprellen<
>es tut mir leid<
>ich könnte dich einfach begleiten wenn du einen Therapeuten aufsuchst...<
>hab mich wieder eingekriegt<
>es sind ganz kleine Schritte<
>hah<
>a<
>au mann<
>du ich versuch mich zu melen<
>falls ich mich dann noch nicht zu tode geschämt hab für alles was ich dir geschrieben hab<
>aber wir könnten sie gemeinsam gehen, und ich würde wissen das es dir besser geht<
>und das wäre für mich wichtig<
>deine gutmütigkeit ekelt mich so etwas von an<
>was bringt dir das? das ist wie: spende zwei euro an die dritte welt und dein gewissen ist beruigt<
>das ist genau das selbe!"<
>nein<
>es ist nicht so<
>ich bin nicht mit dem Zug aus Samariterhausen gekommen<
>ja das musst du jetzt schreiben<

(...)

>haha<
>ich mochte dich schon bevor du mir von deinen Problemen erzählt hast<
>also kannst du nicht glauben ich tue das damit ich mich aufspielen kann<
>ich lasse dich nicht damit allein weil ich dich mag<


(...)



Nachdem sie sich am 29. nicht gemeldet hatte und ich mich nicht mit ihr treffen konnte schickte ich ihr eine Nachricht und wartete ab.


Vom 30.12. 2007

Denise ich habe deinen Wunsch respektiert und NIEMANDEM aus deinem Umfeld irgendetwas geschrieben. Ich hoffe dir geht es gut und ich möchte für dich ein Freund bleiben, das ist die Wahrheit und wenn es etwas gibt das du nicht zu haben brauchst dann ist es Angst vor mir.
Du schuldest mir gar nichts, ich habe dich aber jetzt zum wiederholten mal an Respekt mir gegenüber erinnern müssen. Das ist für dich nicht gerade schmeichelhaft und ich wünsche mir das du dich nicht bei mir entschuldigst sondern einfach nur Respekt vor dir und mir hast so das wir noch eine Freundschaft haben können.
(...)



Zweimal in dieser Zeit stand ich morgends auf, zog mir meine Laufschuhe an und rannte einen Feldweg hinauf bis ich in der Dunkelheit auf einer verlassenen Lichtung stand und losbrüllte.
Nach 3 kräftigen Schreien fühlte sich meine Magengegend zumindest nicht mehr an wie ein gespanntes Gummiband. Den Tag über trank ich mehr Tee als gut sein kann. Ich wollte eigentlich nichts mehr von der Sache wissen, bis ich im Internet über die Fotos gestolpert bin die von den Freundinnen von Denise gemacht wurden an dem Abend.

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denise V
Ich sitze an ihrem Schreibtisch, sie sitzt auf dem Boden und sieht aus wie ein Kleinkind das im Sand spielt. Sie wechselt die CD oder irgendsowas als ihr Telefon klingelt. Eine Freundin. Ihr Gesicht wechselt von betreten zu euphorisch. “Cool, dann kann ich heute Abend das Kleid anziehen.”
Ihre Miene erhellt sich, zumindest lächelt sie. Sie geht hinunter zu ihren Eltern ohne sich umzudrehen.
Bevor ich ihr folge fällt mein Blick auf die Kommode, neben dem Schleuderascher liegen in einer kleinen Schale Rasierklingen. Daneben eine weiße Perlenkette, Ohrringe. Mädchenkram.
Ich nehme meinen Rucksack und will ihr Zimmer verlassen um Denise nach unten zu folgen, doch neben der Tür steht ihr Bücherregal und oben auf einer aufgestellten Bücherreihe liegt ein ziemlich angeblättertes Buch mit zahlreichen Notizzetteln. “Die Kunst der männlichen Verführung – so kriegen sie ihn rum”.
Auf der Treppe nach unten wird mir schon ein bisschen anders, mein Kopf ist ganz warm. Das wird jetzt nochmal hart, und darauf habe ich keinen Bock. Das war alles zuviel für einen Morgen. Ich schau mir selber dabei zu wie ich die Treppen hinuntersteige, bis ich im Flur stehe. Allein.
Denise kommt aus der Küche und knallt die Tür hinter sich in den Rahmen. Wütend stampft sie ohne einen Ton zu sagen ins Wohnzimmer und schliesst hinter sich die Tür.
Ich stehe mitten im Flur als die Tür der Küche aufgeht und ihr Vater ein “Wo ist Denise?” schnaubt.
“Das mindeste wäre gewesen sich vorzustellen”, bekomme ich noch zu hören als er an mir vorbei durch den Flur rollt und die Treppen hinaufspurtet um seine Tochter zu finden. Denise sitzt im Wohnzimmer vor dem Laptop. Ihr Vater sucht sie oben, ich stehe verhindert im Flur herum und bewundere den Hundertwasserkalender als mich ihre Mutter fragt ob ich André bin.Ich bin mir nicht mehr ganz sicher und sage lieber garnix, nicke nur kurz.
Ihr Vater rumpelt seine Treppe wieder herab und läuft wieder an mir vorbei, mir fällt noch das Hörgerät hinter dem Ohr auf und ich erinnere mich daran das Denise erzählt hatte ihr Vater hätte trotz seines kürzlichen Hörsturzes auf ihrem Abiball mit ihr getanzt.
Die Mutter versucht noch beschwichtigend auf ihren Mann einzureden, doch der hat schon die Tür zum Wohnzimmer geöffnet und legt los:
”Denise, warum befestigst du nicht ein Rotlicht über deinem Kopf, da können dann alle sehen das du dich wie eine Prostituierte verhältst. Das ist schon das dritte oder vierte mal diese Woche das hier jemand übernachtet den wir nicht kennen. Das war das letzte mal...ohne uns...klarkommen...usw.”
Überraschend war es nicht wirklich das zu hören, das ich nur ein Glied in der Kette war hatte sich ja bereits durch das Verhalten von Denise am Abend zuvor angedeutet. Aber das ihr Vater scheinbar genauso darüber entsetzt war wie ich und er genauso viel tun konnte wie ich, nämlich nichts, das war hart zu sehen.
Vielleicht hätte ich meine Tochter nicht einen Tag vor Weihnachten und vor den Ohren eines Unbekannten als Prostituierte bezeichnet, ... aber was soll man da tun? Ich mochte mir nicht vorstellen was sich sonst schon alles abgespielt haben könnte, Denise war eben nicht wie ich sie mir vorgestellt hatte.
Sie sagte garnichts, blickte nur kurz auf und sah wie ihre Mutter ihren Vater tröstete und wie ich wortlos im Flur stand und im Boden versank. Ihre Eltern zogen sich zurück, ich stand weiter im Flur. Denise tippte im Wohnzimmer. Eigentlich bin ich hin und her gerissen etwas zu sagen, aber ich kann nicht. Ihr Vater hat jedes Recht der Welt auf mich sauer zu sein, ich diene gerne als Blitzableiter wenn es ihm dadurch besser geht, ich bin ja schliesslich selbst wütend auf meine Dummheit.
Nur ein bisschen mehr Grips. Wenn ich gesagt hätte ich lege mich auf die Couch oder schlafe im Zimmer ihres Bruders. Dann hätte es in dem Haus eine Katastrophe weniger gegeben. Mit einem Abstand von sechs Monaten kann ich das jetzt als Erfahrung bezeichnen, an dem Nachmittag (es war so 14 Uhr als ich das Haus verlassen habe) war ich aber einfach nur vor den Kopf gestossen und wusste gar nichts mehr.
Geredet habe ich nicht mehr mit den Eltern, Denise habe ich noch gefragt ob ich etwas sagen soll doch sie war nur peinlich betreten und meinte ich sollte besser gehen. Auf der Veranda stand ihr Opa, paffend sah er uns durch die Glastür zu. Am Treppenabsatz versuche ich sie nocheinmal zu umarmen, doch sie lehnt sich zurück und schaut an mir vorbei. Ich mache mich auf den Weg nach Haus. Die Sonne scheint, es ist nicht kalt. Wetter zum spazieren gehen. Mir wird schlecht.

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denise IV
An der Gaderobe dann steht Denise neben einem Typen und schaut ihm tief in die Augen, ich und ihre Freundin ziehen unsere Jacken über. Ich hätte am liebsten sowas gesagt wie “Aber blickficken reicht erstmal oder?”, aber verkneife mir das. Irgendwie spielt sie da ihr eigenes Spiel, und die Regeln kennt wohl nur sie selbst. Gemeinsam mit ihrer Freundin und deren Freund wackeln wir wieder in die Wohnung, meinen Rucksack holen. Ich ernte noch ein fettes Grinsen von der Freundin als ich mich mit Denise verabschiede um sie nach Hause zu bringen.
Auf dem Weg zu ihr beeilen wir uns weil es immer kälter wird. “Möchtest du noch etwas essen?”, fragt sie als wir uns so ein paar halbverfallene Treppen heraufquälen. Tja, denke ich mir. Da ist ja wieder das Mädchen mit dem ich heute den Abend begonnen habe. Wo war sie nur?
Dort in dem Haus war sie mal Babysitter, erklärt sie mir noch während wir
in ihre Strasse kommen.
Hätte ich etwas mehr Grips dann wäre genau jetzt der richtige Zeitpunkt ihr zu sagen das ich unmöglich mit hineinkommen kann.
Ich hab aber keinen Grips. An ihrer Haustür werde ich hineingebeten,
ich gehe mit ihr hoch auf ihr Zimmer. Sie hatte nicht übertrieben als sie sagte das sie ihren Raum gern verwüstet.
Aber das finde ich in dem Moment eher nicht so bedeutend. Da gab es ganz andere Sachen. Ich setze mich an ihren Schreibtisch und Denise zeigt mir ein paar ihrer Zeichnungen, alle wirklich sehr gut.
Aber ich bin schon ein bisschen ermattet von dem Abend und frage sie wo ich nun schlafen gehen kann. “Neben mir, wirklich es macht mir nichts aus”, bekomme ich als Antwort. Sie liegt schon im Bett als ich aus dem Bad komme und ich sehe das da genug Platz ist um sich freundschaftlich aus dem Weg zu gehen.
Also lasse ich ein zweites Mal so früh am Morgen Hirn vermissen und lege mich neben sie. Ein Kuss auf die Stirn, gute Nacht. Eingeschlafen.



Aufgewacht. Es ist ziemlich kalt, ich erinnere mich das ich die Heizung abgedreht habe als ich mich an ihren Schreibtisch gesetzt hatte. Denise schläft mit dem Rücken zu mir noch als vor der Zimmertür gesprochen wird. Ihre Eltern sprechen vor der Tür griechisch, kein Grund nicht weiterzuschlafen sage ich mir und drehe mich wieder ins Bett.
Zumindest will ich aber wissen wie spät es wohl ist, beuge mich über Denise die ein bisschen mitgenommen aussieht. Sie hatte mir gesagt das sie schlecht geschlafen hatte in den Nächten davor, also versuche ich sie dabei nicht aufzuwecken.Der Wecker steht auf einer kleinen Kommode neben dem Bett ich beuge mich Richtung Wecker, liege halb auf ihrer Seite und sehe auf ihre Unterarme. Auf Fotos war mir nie etwas aufgefallen, sie trug gestern Abend wie schon beschrieben einen langärmligen Sweater, und als sie sich vor mir auszog schaute ich nicht unbedingt auf ihre Unterarme. Lange rötliche Schnitte, nicht besonders tief da sie dafür nicht rot genug sind. Ich habe mich mal mit einem Rasiermesser in die Fingerkuppen geschnitten und das dauerte 2 Wochen bis ich wieder etwas angreifen konnte mit den beiden Fingern.
Ihre Unterame sehen aus als hätte sie sich dabei Mühe gegeben, es gibt zwar kein Muster jedoch sieht jeder Schnitt aus als wäre er genauso lang und tief wie der andere. Ich lasse mich wieder ins Bett zurückfallen und betrachte ihr Haar und ihren Nacken. Vielleicht eine halbe Stunde lang. Ein paar mal denke ich sie ist vielleicht gleich wach, doch sie schläft noch weiter. Ich habe die Zeit vergessen die auf dem Wecker stand. Egal wie spät es ist, der Tag ist gelaufen.
Nach und nach zittert sie im Schlaf, ich nehme an es ist weil ich die Heizung abgestellt habe und lege meinen Arm um sie. Nach ein paar Augenblicken wird sie wach. Wir liegen gemeinsam in ihrem Bett in dem ich nichts verloren habe, ihre Eltern sind unten. Das erste was ich sie frage an dem Morgen ist ob ich gehen soll. “Nein, warum?” “Also ich möchte nicht gehen, ich frage nur ob ich soll.”
“Du bist zusammengezuckt während du geschlafen hast, ziemlich oft sogar.” Sie lächelt etwas verschlafen, vielleicht auch etwas verwirrt. “Wieso hast du mir nichts von den Narben auf deinen Armen erzählt?” Denise dreht sich von mir weg, so das sie fast aus ihrem eigenen Bett fällt.
Sie sagt nichts. “Denise?” Sie liegt zwar neben mir, ist aber weit weg. “Ich schäme mich.”
Nach einer Weile reden wir über etwas anderes, die Zeit vergeht.
Wir hören noch etwas Musik und sehen uns einige ihrer Fotoalben an. Dann wage ich doch noch einmal nach dem vorigen Abend zu fragen. Als sie mir auf einem Foto einen Typen zeigt, frage ich ob der gestern auch beim Karaoke war. “Ja, das ist er hier.“ Irgendwie hat der Typ wohl seinen Bruder verloren, Denise versucht mir die Geschichte in so einem
komischen Ton zu erzählen, ich nehme mal an sie versucht die Stimme von dem Typ nachzumachen.
„An einem Abend, das ist schon etwas her, da hat er mir extrem am Arsch geklebt...da wollte er etwas von mir.” Aha, so so. “Am Arsch geklebt.”
Na vielen Dank auch, Denise. Warum sägst du mir nicht gleich noch mit einer rostigen Knochensäge durchs Rückenmark wo du doch gerade so schön dabei bist.
“Und was wollte der Typ der dich aufs Klo geschleift hat?” Denise blickt verloren an die Decke, “der hat halt ne Freundin gesucht.” Ich liege neben ihr, geredet haben wir noch ein bisschen aber keine Ahnung worüber. Als wir dann aufstehen wollen ist die Stimmung einfach nur gedrückt.
Wir wollen eigentlich noch etwas gemeinsam unternehmen, aber ich ahne was noch folgen könnte.
Als ihre Mutter das zweite Mal durch die Tür mit ihr redet verstehe ich zwischen dem Griechisch noch soetwas wie “Baum schmücken”.
Morgen ist Weihnachten.

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denise III
An dem Samstag trafen wir uns dann, so gegen 19 Uhr oder so habe ich sie vom Bahnhof abgeholt.
Ich war eigentlich ganz gut drauf, jedenfalls als ich sie das erste mal sah und darauf hatte ich ja nun nicht gerade kurz gewartet, war ich etwas besänftigt. Sie erklärte mir ihre Umstände und das ihr alles leid tun würde. Ich nahm die Entschuldigung an, alles kein Problem.
Ich nehme es dir nicht übel. Du kannst nichts dafür. Du hast es dir ja nicht ausgesucht.
Wir zogen an dem Abend um die Häuser, ich zeigte ihr die beiden Läden in meiner Stadt die es wert waren gezeigt zu werden und wir tranken uns einen an (nicht mit Ouzo!) weil es doch ungemütlich kalt wurde.
Wir redeten und mir wurde klar das ich mich nicht geirrt hatte, sie war das Mädchen das ich in ihr gesehen hatte und vielleicht noch etwas mehr. Sie war wirklich offen und ging auch auf mich zu, das war sehr viel mehr als ich erwartet hatte, erst recht wenn man bedenkt wie sie sich doch immer scheinbar zurückgezogen hatte.
Nachdem sie mir sagte das sie eigentlich noch zu ein paar Freunden wollte und mich fragte ob ich mitkommen wollte, war ich dann aber überzeugt von ihrer Aufrichtigkeit.
Das hätte sie nicht tun müssen, ich kannte niemanden von ihren Leuten.
Da fing es eigentlich an. Wir stiegen in den Zug, fuhren eine gute halbe Stunde durch die Nacht und stiegen am Westbahnhof hinaus in die Kälte. Denise ruft eine Freundin an um die Adresse klarzumachen, es ist kalt und wir laufen gemeinsam durch die Stadt.
Sie trägt rosa Fingerhandschuhe und einen weißen Schal mit kleinen schwarzen Sternen. Einen pinken „I Love Squaredance“ Kapuzensweater.
Wir kommen in die Strasse suchen die Adresse und stehen vor der Tür. Über einen Haufen Schuhe steigend kommen wir in die Bude und dann stehen wir dort. Ich werde irgendwie wahrgenommen, aber keinen interessiert ob ich da bin oder nicht. Denise begrüsst jeden und ich steh erstmal schön abseits in der Küche.
Wenn jemand wissen will wer ich bin stelle ich mich mit „Denise' Stalker“ vor. Irgendwann läuft dann Karaoke an und ein paar Leute singen. „Singen“. Irgendwoher hab ich ein Bier, bald steht Wodka Redbull neben mir und die Stimmung wird ausgelassen.
Ein paar Freundinnen von Denise sitzen relativ unbeteiligt auf der Couch neben dem Karaoke. Ich setze mich an einen Schreibtisch und hänge mir ein herumliegenden Stethoskop um, nach ein paar Minuten kommt Denise zu mir.
Sie setzt sich auf den Tisch und stützt ihre Beine auf mich. Ich mag das sie mir das Gefühl geben will das ich nicht allein bin. Später sehe ich ihr zu wie sie Karaoke singt, mir gefällt nicht das sie von so einer aufgegelten Schleimspur die auch noch zwei Köpfe grösser ist als sie betatscht wird. Die Freundinnen auf der Couch daneben sehen so mit einem Auge hin und mit einem weg. Ich trinke mehr und zieh mich in die Küche zurück. Quatsche ein bisschen Blech und rauche eine (zu dem Zeitpunkt hatte ich schon fast 6 Wochen keine mehr gequarzt).
Denise ist weg und bald wieder da. Ich versuch ihr nicht zu sehr am Rockzipfel zu hängen.
Ich gebe den Lässigen und quatsche mit so einer blasierten Freundin von ihr, während zwei geistige Charakterpfannkuchen neben uns in der Küche nacheinander in ein Alkoholmessgerät blasen. In das selbe Mundstück. Naja, denke ich mir, ihr lernt es auch noch. Interessiert betrachten die beiden den Anzeigewert während ich mich zu höherer Literatur äussere um eben diese Freundin von Denise zu unterhalten.
Irgendwer mit Briskfrisur trinkt Wodka aus einem Nachttopf für Kinder.
Alle haben Spass. Denise taucht neben mir auf.
Wir verziehen uns in ein Nebenzimmer und bestaunen die Trainingsbank des Gastgebers. Sitzen an seinem PC und tauschen StudiVz-Gruppen aus. Irgendjemand klopft an die Tür. Ich sage sowas wie „na das Klopfen halte ich jetzt aber für ne Unterstellung“, Denise lächelt. Was der Typ wollte hab ich vergessen. Vielleicht nur mal an den PC? Nach dem rechten sehen?
Später dann werd ich zum Foto Deppen weil mich ja eh keiner kennt und so bin ich prädestiniert zum Foto machen. Denise quirlt irgendwo rum, alle machen los zum Stempel holen. Nach und nach wird die Bude leer. Irgendwann davor oder danach hat irgendsoein Typ mit Milchgesicht Denise hinter sich am Handgelenk aufs Klo gezerrt, ich und eine Freundin von ihr stehen an um aufs Klo zu gehen und sehen es.
Eigentlich hab ich nur einen pinken Streifen wahrgenommen und wie die Tür verschlossen wurde. Ein paar Minuten. Das Karaoke verstummt zwischen zwei Titeln, ich lehne mit dem Ohr am Türrahmen. Niemand spricht im Bad. Kein Geräusch. Es ist still auf der Nasszelle. Die Tür geht auf und Denise kommt heraus, der Blick verfolgt mich noch nach ein paar Monaten. Sie starrt ins garnichts, geht wieder eilig Richtung Wohnzimmer, ihre Freundin grinst mich an, so nach dem Motto „Haste das gesehen? Diese Denise...“
Ich dreh mich Richtung Bad weil ich jetzt echt mal müsste und seh das Milchgesicht grinsend am Waschbecken.
Dann steh ich vor dem Pissoir und versuch zu ordnen was gerade passiert ist. Ich komme wieder aus dem Bad, nur noch wenige da. Alle Richtung Stadt in die nächste Zappelbaracke. Na geil, wo ist Denise?
Schon weg. Ich seh ihre Schuhe nicht mehr vor der Tür stehen. Die Treppen hinunter, vor dem Haus steht sie mit dem Typen der vorhin angeklopft hatte. Der schien mir noch am wenigsten daneben von ihren Freunden. Alle wackeln Richtung City.
Denise kommt zu mir, ich glaube sie bietet mir an das ich bei ihr schlafen könnte. Einen Zug dürfte ich nicht mehr wirklich bekommen um die Uhrzeit. Wir stehen alle vor dem Laden, irgendwo klemmt es und nach ein paar Minuten seilt sich Denise ab.
Ich folge ihr und wir landen in einem anderem Laden. Sie stellt sich nicht an, sondern kennt irgendjemaden weiter vorn in der Schlange. Wir stehen dicht gedrängt hintereinander, ihr Haar duftet.
In dem Laden kennt sie dann wie schon erwartet jeden zweiten. Ich sehe wie sie jeden grüsst. Alle nehmen mich irgendwie wahr, keiner fragt wer ich bin. Dann sitzen wir irgendwo, Denise sitzt auf meinem Oberschenkel und ich biete einer Freundin von ihr meine Tüte mit den Macadamia Nüssen an. Wir quatschen irgendwas, trinken.
Denise geht abtanzen.
Man lässt sich mal kurz in Ruhe. Nach ein paar Minuten sehen wir uns wieder. Sie nimmt mich mit auf die hinterste Tanzfläche,
dort befinde ich die Mucke für unerträglich und wir quetschen uns wieder zurück an den Leuten die uns noch vor einer Minute durchgelassen haben. „Ich möchte gehen“.

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denise II
Am nächsten Tag telefonierten wir den Abend lang und ihre Stimme klang doch sehr niedergeschlagen, um nicht zu sagen deprimiert. In ihren mails klang nie auch nur im Unterton an das sie sich so schlecht gefühlt hatte, so kann man sich irren, dachte ich da noch.
2 Wochen nach diesem Abend erzählte sie mir so nebenbei, das sie jetzt auf Borderline diagnostiziert wurde. Das nahm ich erstmal als ziemlichen Hammer auf, wusste aber nicht genau was das bedeutete und wollte auch ersteinmal keine Sachen darüber lesen um nicht voreingenommen zu sein wenn ich sie treffe. Ich mag dieses Mädchen wirklich, vollkommen egal was Borderline bedeutet. Es IST MIR EGAL.
Da war das schlimmste aber noch nicht gelaufen. Ich war irgendwo dann soweit und nahm ihr ihre relative Teilnahmslosigkeit nicht mehr übel, schickte ihr ein paar Bücher und DVDs so zur Unterhaltung und tippte weiter mails von denen ich mir nicht sicher war ob sie diese überhaupt lesen würde. Aber nunja, der Wille zählt, oder?
Ich rief sie an und wir telefonierten manchmal eine halbe Stunde und oft auch länger. Irgendwann denke ich mal hat Denise mir dann vertraut, soweit ihr das möglich ist.
Mittlerweile war sie nicht nur ein paar Wochen dort, sondern 2 Monate. In einer mail entschuldigte sie sich tatsächlich für ihre Vergesslichkeit und erklärte mir das sie grundsätzlich schwer Kontakt halten kann, ich sei genau wie ihre besten Freunde zurecht angepisst über ihre Vergesslichkeit.

>Also du: hab gestern glaub ich versucht bei dir anzurufen, bin mir aber nicht ganz sicher ob ich auf deinem ab gesprochen hab (besitzt du einen#?!!?) oder nur ins leere geredet hab..
auf jeden fall: tschuldigung, dass ich dich wieder mal nicht angerufen hab. nimms nicht persönlich, ok? ich bin halt so. (ich hasse diesen satz. was ich damit sagen will, ich bin generell bei jedem so.) ich versuchs natürlich zu ändern aber bin in der letzten woche in so ein schönes depressives loch gefallen wo man den ganzen tag nur im bett liegen möchte und mit nix und niemandem in kontakt treten... (meine therapeutin hat sich heute darüber beschwert was für eine bleierne ansteckende melancholie ich doch versprühen würde...) perfekte situation sich aus dem leben zu schießen, hab jetzt aber nen anitalkoholvertrag bekommen ( ähem, lustige story...). also das fällt aus. aber den ouzo stelln wir natürlich trotzdem noch kalt! GEIIIIL !!! griechenland qualifiziert, ich glaubs nciht! gut dass du das wenigstens mitbekommst. ich bin so schrecklich ignorant und informier mich null was es noch so in der welt gibt außer klinik-gossip.
also: falls du noch nihct total beleidigt und resigniert bist und du von deiner nicht vorhandenen geduld ´doch nochmal was herzaubern könntest, dann würd ich mich sehr über nen klatsch mit dir freuen.

liebe grüße,
denise.< vom 22.10. 2007


Hmm. Was hätte ich da sagen oder tun sollen? Ich konnte sie ja schlecht fallen lassen, das wär einfach zu scheisse gewesen. Andererseits wollte ich nicht ständig der sein der ihr hinterher rannte, ziemlich vertrackt das ganze. Und ich war immernoch nicht wirklich auf die Idee gekommen
mir mal etwas über Borderline durchzulesen.


Es verging etwas Zeit, dann noch etwas. Dann machte ich weiter wie bisher, mails und Anrufe.
Meine Telefonrechnung machte mir deutlich das es ziemlich einseitig war, aber nunja. Sie war nunmal in einer Klinik, Leute die dort sind freuen sich darüber etwas von draussen zu hören.
Ihre Eltern und ihr Bruder besuchten sie, wir sprachen über ihre Situation, über den Unterschied zwischen Klettereisen und Glätteisen. Den Tag. Das Wetter. Literatur. Lenin. Filme. Therapiepläne
und Fertigkeitengruppen, das sie immer fein aufessen musste und wie schön der Chiemsee ist.
Nach geraumer Zeit stand dann auch endlich ein Datum fest, an dem sie wieder nach Jena zurückkehren würde. Anfang Dezember. Nach 3 Monaten in dieser Klinik, kam sie wieder zurück und ich ließ sie ersteinmal eine Woche in Ruhe und meldete mich nicht damit sie sich wieder eingewöhnen konnte.
Wie erwatet meldete sie sich natürlich auch nicht zuerst, ich musste mich wieder als erster aus der Versenkung bewegen. Alles in mir wehrt sich eigentlich gegen soetwas, aber ich konnte auch nicht aufhören. Ich wollte sie unbedingt sehen, sie hatte mir versprochen sie würde mir meine Bücher persönlich wiedergeben.
Irgendwie kam es dann dazu, bis dahin war es aber ein weiter Weg. Mal verpasste ich einen Zug, mal versetzte sie mich und schickte mir dann eine mail das sie nicht gewusst habe das sie ihre Medikamente und Alkohol nicht zusammen nehmen dürfte.
Nach drei fehlgeschlagenen Versuchen schickte ich ihr meine Adresse mit der Bitte die Sachen einfach zuzuschicken und meinem Bedauern das sie es offensichtlich nicht Ernst meinte. Einmal übernachtete ich bei einem Freund von mir in Jena nachdem sie mich versetzt hatte und nicht an ihr Telefon ging.
Ich bekam die Telefonnummer ihrer Eltern über das Internet heraus, doch ihre Mutter sagte mir sie sei nicht da. Am nächsten Tag war ich gerade wieder zuhaus,
da las ich ihre nachricht sie hätte den ganzen Tag im Bett gelegen. (...)

>kann ich bei dir noch vorbeischauen?
tut mir leid. hab mich ins land der träume ausversehen geschossen: medikamente und alkohol verdoppeln anscheinend die wirkung.
ich hab die ganze zeit geschlafen. heute vormittag war ich dann beim arzt wegen den medikamenten. weil ich finde dass ich das eine nicht nehmen müsste. weil ich davon nur blöd im kopf werde.

also kann ich ncoh vorbei? bist du ncoh in jena?
tut mir leid. ich war diesmal schuld.

also mein händi ist wieder aufgeladen.
kannst mich erreichen


was machst du heute abend<


vom 17.12. 2007


Alles war mir echt zu anstrengend, ich rief bei ihrer Mutter an und erzählte ihr das ich meine Sachen wiederhaben wollte, erklärte ihr wie mein CD-Case mit den DVDs darin aussah und
sie sagte sie hätte es schoneinmal in Denise' Zimmer herumliegen sehen. Sie würde es auch für sehr
undankbar von Denise halten, bat aber um Verständnis. Sie werde auch mit ihrem Mann darüber sprechen.
Einen Tag später hatte ich zwei Nachrichten auf meinem AB, sie würde sich jetzt auf den Weg zu mir machen. Ich müsste sie nur anrufen und ihr sagen um welche Zeit ich sie vom Bahnhof abholen könnte.

>also, dann versuch ich das mal so zu machen. ich bin schrecklich, ich weiß. es tut mir leid. meine freunde freuen sich auch immer mindestens genauso über mein verhalten wie du...<

vom 19.12.2007


Noch immer hatte ich das Gefühl das ich Denise mochte, gleichzeitig war ich sauer auf sie weil ihr das am Arsch vorbeiging und ich mich verhalten musste wie der letzte verpickelte Teenager der auch mal eine abbekommen wollte. Aber es würde noch härter kommen.

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denise
Denise habe ich letzten Sommer auf MySpace kennengelernt. Über die Seite einer Freundin von ihr konnte ich ihre Interessen sehen und ich empfahl ihr als erstes ein Buch von Hermann Hesse, weil sie schrieb das sie Steppenwolf mochte. Die ersten mails, das war so in ihrem „After Abi Gammeltum“ waren noch recht kurz. Nach und nach wurde der Kontakt häufiger und Denise erzählte mehr über sich, sie war mit einem Freund in Innsbruck um sich dort an der Uni einzuschreiben.
Sie schrieb über ihren Vater und das er einen Hörsturz hatte, das ihre Mutter aus Griechenland stammt und ihr Bruder Medizin studiert. Achja und ihre „Halbgriechischheit aufs äusserste verwirrt ist ob des verregneten Sommerwetters“. Im Juli wollten wir uns dann treffen doch leider machten wir keine feste Zeit aus und verfehlten uns wahrscheinlich nur um ein paar Augenblicke.
Das konnten wir dann aber klären und so war keiner von beiden sauer auf den anderen. Im August tauschten wir uns dann über MSN aus, sie war gerade in Volos bei ihren Grosseltern zusammen mit ihrer Mutter.
Ein klein bisschen traurig war ich als ich feststellte das ich ständig die Initiative ergreifen musste um etwas von ihr zu hören. Wer sie kennt wird wohl wissen wovon ich rede. Ich gab mir jedenfalls nicht wenig Mühe, das war es schliesslich wert. Im August waren wir dann auf einem ganz angenehmen Level, schrieben uns alle paar Tage ein wenig aus unserem Leben und lernten uns noch etwas besser kennen.
Ich mochte sie sehr weil sie mir sehr aufgeschlossen und einfühlsam erschien, intelligent war und trotz allem nicht abgehoben schien.
Zwei Wochen vergingen und ich hörte nichts von ihr.


Dann, sinnigerweise war das am 11.September, kam es wiedermal zum mittlereweile liebgewonnenen Plausch über MSN. Eigentlich wollte ich an dem Tag mit einem Freund ins Kino, doch der sagte kurzfristig ab uns so saß ich gegen Acht vorm Rechner.
Rückblickend betrachtet wünschte ich mir ich hätte an diesem Abend etwas anderes zu tun gehabt. IRGENDETWAS.
Als ich sie fragte warum sie sich 2 Wochen nicht gemeldet hatte erklärte sie mir das sie da wo sie jetzt war nicht so häufig ins Internet gehen konnte. Nachdem ich nach ein paar Minuten nochmal auf das Thema Lokalitätsbestimmung ihrerseits zurückkam erfuhr ich das sie sich in Bayern aufhielt, „in der Nähe vom Münchner Schnösel“. Ich fragte sie ob es etwas mit ihrer Absicht zu tun hatte in Innsbruck zu studieren, lag aber ziemlich daneben.

Schliesslich erklärte mir Denise den Grund ihres Aufenthaltes. „ Ist aber was sehr unangenehmes persönliches von mir. könnte dir unangenehm sein so etwas von mir zu wissen.“
„Google mal Roseneck“...
“Mir isses peinlich ich hab ne Esstörung“,
„ich hab seit ich 12 bin bulimie. lustig, nciht wahr?“


Eine Minute vergeht.

>zum glück bekommt man hier nen bisschen viel übung seine geschichte wieder und wieder zu
rezitieren,...<
>ich weiß nciht ob du das alles hören willst...<

>A<
>L<
>L<
>E<
>S<
>sehr gut.<
>als ich ein baby war(wie nostalgisch, weißt du noch), da war ich ein propper baby. also hat sich
meine liebe mutter gedacht, sie möchte ja auf keinen fall ein dickes kind haben. also hat sie mir
schlauerweise wenig zu essen gegeben. als ich fünf war hatte ich mir nichts dir nichts so ein scheiß
selbstbewusstsein. hab mich immer dicker und hässlicher als alle anderen mädchen gefühlt. dem
war nciht<
>so. also hab ich seit meiner kindheit ne körperschemastörung. zu hause durfte ich nie so viel essen
dass ich satt wurde. gab nie süßigkeiten, chips, saft, und was sonst auch immer ungesund war. mit
zwölf bin ich dann halt etwas aufgegangen wies mädchen in der pubertät so zu tun pflegen. also
haben meine eltern mir gesagt ich soll nicht so viel essen. ich soll sport machen. ich soll
abnehmen. wenn <
>ich zwei statt ein brot zum frühstück wollte durfte ich das nciht. also hab ich mir angefangen diese
verbotenen sachen zu kaufen, zu essen und zu erbrechen. das hat gut geklappt. was für ein helles
köpfchen ich war, nciht wahr? als ich 16 war und nach amerika ging war ich dann stark
anorektisch. hat meine eltern gefreut wie nen honigkuchenpferd. wie toll hübsch ich doch aussehe.
hat mir in amerika<
>auch nicht weiter geholfen. hab nen typen kennengelernt. der hat mich nciht gut behandelt. davon
wurde es schlimmer. als ich in jena wieder war wurde ich dann stark bulimisch.. wenig soziale
kontakte. nicht zur schule gegangen geschweige denn gelernt. beglückwünsche mich zu einem
bestandenem abitur von 2,4. und jetzt bin ich hier. <
>mich erschreckt etwas das du die fachbegriffe alle draufhast<
>ich hab nix mehr zu sagen<
>hällst du mich jetzt für blöd<
>ja, weil du eine Esstörung hast bist du blöd<
>können wir morgen mal telefonieren oder so ?<
>ich finds wahnsinnig blöd- 50 % von den leuten die hier sind, hätten die nicht wenn es solche
kliniken nciht geben würde. nur aufmerksamkeit. wohlstandskrankheit. schwachsinn. eitel, dumm
zu denken man würde von anderen geliebt durchs dünnsein<
>ich schäm mich.<
>würd mich freuen: 08051 68 1311<
>morgen nachmittag, so gegen 13 Uhr ?<
>hab meinen therapieplan ncih hier. weiß nciht ob ich da zeit hab..<
>probiers zuerst auf meinem händi und ich sags dir dann.<

(...)

>ich will noch was wissen wenns recht ist<
>na los<
>sind die Mauern da sehr hoch, welchen Stacheldraht verwenden die da und was würdest du gern
tun nachdem ich dich befreit habe ?<
>zuerst würde ich mir mit dir hemmungslos stilvoll die kante geben auf die wiesen. nachdem wir es
nciht ins koma geschafft haben und noch sehen können weil der selbstgemachte russenwodka nun
wohl doch nciht so selbstgemacht war sonder lediglich mit angenehmen halluzinogenen
angereichert war würden wir mit einem pinken einhorn ins land ohne vergangenheit reiten und ich
würd dich kennenlernen wollen.<
>ich kauf dir n Lebkuchenherz<
>toll, das wollt ich schon immer haben!<
>hast dus gut dass ich heute vergessen hab doktor house zu schauen!<
>ich kann nicht glauben das ich Seppel morgen danken muss das er heute Kino abgesagt hat
weil er Pizza ausfahren muss, ohne ihn hätte das jetzt nie stattgefunden<
>ich hätte dir irgendwann auf MyS einen dummen Scherz über Geflügelleberpastete geschickt und
du hättest dich dabei angegriffen gefühlt und ich hätte keine Ahnung gehabt was ich angerichtet
hätte...<
>das tut mich zum lachen zwingen.<
>so was machste jetz noch ?<
>hoch gehen? auf meine liebe station mit den lieben wandelnden und wundersamerweise noch
lebenden skeletten.. schlafen? mich versuchen zu fassen.<
>oh gott ich hab nich begriffen das es so stationär läuft, Denise<
>... was dachtest du denn?<
>die luft wird ganz schön dünn hier unten.. ohne zigaretten.<
>keine Ahnung , zu dem thema hab ich nur weisse Flecken auf der Landkarte<
>also ums kurz zu machen, ich bin kein Doktor<
>aber ne zuhörlady, immerhin!<
>und ich kann mir verkneifen gute Ratschläge zu geben aber<
>nimm mich beim Wort<
>Alles geht einmal vorrüber<


Nachdem ich ihr gute Nacht gewünscht hatte und sie mir sagte sie würde sich freuen am nächsten Tag von mir zu hören, stellte ich fest das ich gerade 3 Stunden mit ihr getextet hatte und mir ein Mädchen das ich noch nie getroffen hatte gerade ihre Geschichte anvertraut hatte und das war doch schon ziemlich aussergewöhnlich.

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